Laudatio von König Juan Carlos I. von Spanien

Laudatio von König Juan Carlos I. von Spanien

Herr Bundespräsident,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

als König von Spanien und als letzter Träger des Karlspreises ist es für mich eine große Ehre und Anlaß zu tiefer Genugtuung, daß ich mich anläßlich der Verleihung des Karlspreises 1984 an den Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Prof. Dr. Karl Carstens, erneut an diesen illustren Zuhörerkreis wenden darf.

Erlauben Sie mir vor allem, Herr Bundespräsident, Ihnen im Namen meines Landes, im Namen der Königin und in meinem eigenen, unseren aufrichtigsten und herzlichsten Glückwunsch auszusprechen.

Es hätte sich wohl kaum eine willkommenere Gelegenheit und ein geeigneterer Rahmen als der Karlspreis und die Stadt Aachen finden lassen, um die bedeutende Persönlichkeit Herrn Prof. Carstens und seine Bemühungen um die Ideale der europäischen Einigung zu einem Zeitpunkt zu würdigen, zu dem sich das Ende seines Mandats im höchsten Amte dieses großen Landes nähert.

Die Verleihung des Karlspreises an den Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Prof. Dr. Karl Carstens, bedeutet für mich im Wesentlichen zwei Dinge: Zum einen würdigen wir eine hervorragende europäische Persönlichkeit auf Grund ihrer in den letzten dreißig Jahren akkumulierten Verdienste, zum anderen übermitteln wir den europäischen Bürgern an seinem Beispiel eine Botschaft der Hoffnung und der Werte.

Herr Bundespräsident, als König eines Landes, das dem Ihren durch jahrhundertealte Bande der Freundschaft verbunden ist, ist es mir eine besondere Genugtuung, bei der Verleihung dieses Preises an Sie zugegen zu sein, mit dem Ihnen eine Ehrung für ein Leben voller nützlicher Dienste für die Bundesrepublik sowie für das stete Eintreten zugunsten der großen Aufgabe der europäischen Einigung zuteil wird.

Die Stadt Aachen, in der bis zum heutigen Tage fortdauernde Ideale der europäischen Einigung geschmiedet werden, hat ihre glorreiche Vergangenheit zu würdigen gewußt und diesen Idealen im Jahre 1949 durch die Schaffung des Karlspreises, der eine Belohnung für den besten Beitrag zur internationalen Verständigung und Zusammenarbeit in Europa darstellt, neue Impulse verliehen. Es erscheint mir daher mehr als angebracht, der verdienstvollen Arbeit, die das Kuratorium des Karlspreises seit über dreißig Jahren leistet, und der Stadt Aachen, welche uns heute beherbergt, volle Anerkennung zu zollen.

Ich möchte auch denjenigen Persönlichkeiten ein herzliches Gedenken widmen, die seinerzeit mit diesem geschätzten Preis ausgezeichnet wurden, jedoch heute nicht mehr unter uns weilen. Zu ihnen zählt mein Landsmann, Salvador de Madariaga. Obwohl ihre Stimmen verstimmt sind, ist doch ihr Beispiel lebendig geblieben, und ihre europäischen Ideale sind auch heute noch gegenwärtig.

Herr Bundespräsident: Am Aufbau Europas mitzuwirken und dabei dem eigenen Volke zu dienen, ist eine erregende Aufgabe und eine anspornende Herausforderung, zu der wir, die Staatsmänner des Alten Kontinents, fern von engem Egoismus und ungeachtet aller Streitigkeiten oder konjunktureller Schwierigkeiten, aufgerufen sind. Daher die Bedeutung unserer Verantwortung gegenüber der Geschichte, den gegenwärtigen und zukünftigen Generationen. Daher auch die Genugtuung und Ehre, in Frieden zur Verwirklichung unseres gemeinsamen Integrationsschicksals beitragen zu dürfen.

Die aktuellen Probleme Europas können nicht verleugnet werden und sind sehr ernst zu nehmen: es handelt sich um die der Konsolidierung und Erweiterung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, um die der Sicherheit und um die Probleme, welche die technologische und wissenschaftliche Herausforderung der Zukunft aufwirft. Werden aber die Schwierigkeiten, auf welche die Väter des Auflebens der Idee eines vereinigten Europas in ihren, durch den Krieg zerstörten Ländern stießen, nicht noch viel unüberwindbarer erschienen sein? Herr Prof. Dr. Karl Carstens ist einer dieser Urheber, er war es in allen Phasen seines öffentlichen Lebens.

Dem Professor für internationales Recht an der Universität Köln bringen wir unseren Dank zum Ausdruck, denn als Direktor des Instituts für Rechtswesen der Europäischen Gemeinschaften an dieser Universität wirkte er aktiv bei der Errichtung der Rechtsstrukturen des gemeinschaftlichen Europas mit.

Wir ehren den Diplomaten, der von seinem ersten Posten als Vertreter der Bundesrepublik beim Europarat an bis zum hohen Amt des Staatssekretärs für Auswärtige Angelegenheiten stets seine gesamte Tatkraft der Weiterverfolgung des europäischen Weges gewidmet hat.

Dem Politiker Karl Carstens, der als christlich-demokratischer Abgeordneter, als Leiter seiner Gruppe und später als Präsident des Bundestages eisern an seinen hohen europäischen Idealen festgehalten hat, sprechen wir unsere aufrichtige Anerkennung aus.

Wir würdigen also einen Mann, der als Präsident der Bundesrepublik Deutschland unverwirrbar seine Überzeugung, seine Bemühungen um eine Annäherung an die ersehnte Europäische Union unter Beweis gestellt hat.

Von jung an war Ihnen die Notwendigkeit, sich anzustrengen, bewußt, und in ihr schmiedeten und entwickelten sich Ihre angeborenen Eigenschaften des Pflichtbewußtseins, Treue zur eignen Überzeugung und Wille zum Dienen. Sie wurden nach dem Tode Ihres Vaters geboren, der im Ersten Weltkrieg fiel, und erlebten schon in der Wiege die Tragödie vieler Millionen Europäer, welche wiederholten Bruderkriegen zum Opfer fielen. Daher rührt Ihr leidenschaftliches Engagement für den Frieden und Ihr Einsatz für die europäische Sache, denn – wie sie ganz richtig sagten – "Ich gehöre einer Generation an, die die Leiden und Schrecken zweier Kriege erlebt hat. Ich und viele meiner Altersgenossen haben daraus nach 1945 die Folgerung gezogen, daß Kriege zwischen den europäischen Völkern in Zukunft ausgeschlossen sein müssen, und daß der sicherste Weg, um in Europa den Frieden zu wahren, die Europäische Einigung ist."

Konrad Adenauer, ein großer deutscher Staatsmann seligen Gedenkens, einer der Gründer des heutigen Europas und als solcher seinerzeit auch mit dem Preis ausgezeichnet, den sie heute entgegennehmen, weckte Ihre Berufung für Europa und bewog sie, aktiv am politischen Leben Ihres Landes teilzunehmen. Sie begannen als Bevollmächtigter der Freien und Hansestadt Bremen beim Bund und wurden anschließend zum ersten Ständigen Vertreter der Bundesrepublik Deutschland beim Europarat ernannt. Nach Ihrer Amtszeit in Straßburg kehrten Sie nach Bonn zurück, um Ihre Arbeit im Auswärtigen Amt fortzusetzen, zunächst als Leiter der Europäischen Abteilung, dann als Generaldirektor derselben und später als politischer Staatssekretär und stellvertretender Minister.

In dieser Zeit als hoher Beamter setzten Sie Zeichen Ihrer Führungsqualitäten, Ihres Organisationstalents und Ihrer Entscheidungskraft; dieses Arbeitsklima führte Sie zunächst als Staatssekretär ins Verteidigungsministerium und später zur Leitung des Bundeskanzleramtes.

Ihrer Berufung treu, arbeiteten Sie immer in den Abteilungen, die für den Aufbau Europas von größter Bedeutung waren. Das waren für Sie, Herr Bundespräsident, sehr intensive und entscheidende Jahre. Während dieser Zeit normalisierte die Bundesrepublik Deutschland ihre Stellung innerhalb der westlichen Welt, trat der NATO bei, nahm erneut ihre diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion auf, schloß sich dem Europarat an und fungierte als Gründungsmitglied der Europäischen Gemeinschaft. In dieser entscheidenden Phase der Eingliederung der Bundesrepublik Deutschland in die westliche europäische Welt stellten Ihre Arbeit, Ihre Besonnenheit, Ausdauer und Umsicht einen überzeugenden Beitrag zum Dienst an Ihrem Vaterland und zum Aufbau Europas dar.

1969 schlossen Sie Ihre brillante Beamtenkarriere ab, um sich als Professor für Recht an der Universität Köln ganz Ihrer Lehrtätigkeit zu widmen – der sie auch vorher nicht gänzlich entsagt hatten. Aufgrund Ihrer politischen Berufung und Ihres Pflichtbewußtseins folgten Sie jedoch im Jahre 1972 dem Ruf Ihrer Parteifreunde und kandidierten für den Bundestag. Damit begann ein neuer, nicht weniger fruchtbarer Lebensabschnitt; der des Politikers. Nacheinander wurden Sie Abgeordneter, Fraktionschef, Bundestagspräsident und schließlich Bundespräsident.

Herr Bundespräsident, bereits im 18. Jahrhundert behauptete Montesquieu, daß "Europa nur eine aus vielen Nationen zusammengesetzte Nation ist". Heute läßt sich auch Ortegas Feststellung nicht bezweifeln, daß "sich keine europäische Nation entwickelt hat oder zu ihrer vollen Größe gelangt ist, ohne mit einer übernationalen Basis auszukommen, die eben die gesamte europäische Realität ausmacht". In dieser Zusammenfassung, in diesem Niederschlag verschiedener und doch gleich gearteter Ingredienzen, der sich "Europa" nennt, hat jede Nation den Stempel ihrer eigenen Identität aufgedrückt, doch ist ihnen allen die europäische Identität als Bewußtsein gemeinsamer Werte, Überzeugungen und Interessen gemein.

In diesem Jahr, in dem wir den 700. Todestag Alfons X, dem Weisen begehen, können wir Spanier mit berechtigtem Stolz daran erinnern, daß es dieser Monarch aus Kastellen war, der als Sohn einer deutschen Prinzessin, Beatriz von Schwaben, Anspruch auf die Krone des Heiligen Reiches hatte und entscheidend zur Einführung der griechischen und arabischen Kultur in die westliche Welt beitrug, indem er die Übersetzerschule, die bereits im vorangehenden Jahrhundert ihre Tätigkeit in Toledo aufgenommen hatte, außerordentlich stärkte und anspornte. Siena toleranten und ökumenischen Gesinnung treu, versammelte der weise König um sich Gelehrte aller Religionen und Abstammungen, darunter auch ein Mann aus diesem Land, Hermann der Deutsche, der Bischof von Astorga wurde. Nach dem Vorbild der Übersetzerschule von Toledo wurde später das Europäische Übersetzerkolleg in der nahegelegenen Stadt Straelen gegründet.

Es hätte ein Europa geben können, und doch kam es bei vielen Gelegenheiten nicht dazu. Die erste dieser Gelegenheiten ergab sich im Jahre 800, als Karl der Große – der "Vater Europas", wie ihn vorausahnend ein Dichter seines Hofes nannte – in dieser Stadt zum Kaiser gekrönt wurde. Europa hätte entstehen können, aber es kam nicht dazu. Vielleicht wollte es das Schicksal, daß die einzelnen Nationen des Kontinents zunächst ihre Eigenständigkeit finden sollten, um dann später fruchtbarere Beiträge zum gemeinsamen Kulturgut leisten zu können. Auf diese Weise nährte sich das Bewußtsein der Einheit in der Verschiedenheit von den Beiträgen der Nationalstaaten, während gleichzeitig im umgekehrten Sinne eine innige Vermischung, eine Europäisierung der vornehmlich nationalen Werte stattfand. Jeder einzelne der Staaten, aus welchen sich Europa zusammensetzt, hat also seine eigene Geschichte als ein Teil der europäischen Geschichte erlebt.

Das trifft ganz klar in meinem Land zu. Spanien war sich seit Frühzeiten klar seiner Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Zivilisation, zu diesem historischen Bereich, den wir Europa nennen, bewußt. Spanien hat Europa, wie alle und jede einzelne der Nationen dieses Kontinents, Werte vermittelt und von ihm erhalten. Bitte, gestatten Sie mir, hier heute auf zwei zur Zeit besonders wesentliche Beiträge zu verweisen: auf die Fähigkeit zum Synkretismus und auf das Bewußtsein der Universalität. Einerseits ist Spanien aufgrund seiner geographischen Lage immer Scheideweg der Völker und Schmelztiegel für verschiedene Rassen und Kulturen gewesen. In zahlreichen Wechselfällen des Lebens hatte es eine Funktion inne, die bei der Verbindung Europas mit anderen Erdteilen, Völkergruppen und Kulturkreisen entscheidend war. Andererseits verlieh Spanien Europa das Bewußtsein der Universalität. Aus technischer Sicht, durch die Entdeckung der Neuen Welt und das dadurch begünstigte, äußerst fruchtbringende Zusammentreffen der Kulturen. In geistiger Hinsicht, durch die Einführung des modernen Völkerrechts, denn es war die spanische Theologen- und Juristenschule, angeführt von Victoria, Suárez und Menchaca, welche die Menschheit als ein einheitliches Ganzes betrachtete und damit die Grundlagen zur Betrachtung der Welt als universelles Gemeinwesen schuf.

Ein langer Weg ist in den letzten dreißig Jahren zurückgelegt worden. Ein langer Weg steht noch bevor, ehe dieses historische Projekt in die Tat umgesetzt werden kann. Blicken wir auf die überwundenen Schwierigkeiten zurück, so wird uns klar, inwieweit Europa bereits gediehen ist. Nur vor diesem Hintergrund werden wir in der Lage sein, die aktuellen europäischen Probleme in ihrem genauen Ausmaße zu beurteilen. Weder das Erreichte, noch die Herausforderungen unserer Zeit erlauben es uns, zu verzagen oder den Mut zu verlieren.

Herr Bundespräsident, als Mann mit großer Erfahrung auf politischem und staatspolitischem Gebiet ist Ihnen sehr wohl bekannt, daß es gegenwärtig nicht an schwerwiegenden Anlässen zur Besorgnis fehlt. Die erleuchtetsten Geister fragen sich nach den Gründen und Konsequenzen eines möglichen Verlustes der Lebensfähigkeit unseres Alten Kontinents. Oft wird in Zweifel gezogen, ob wir Europäer fähig sind, der Herausforderung der Zukunft mit ausreichender Entschiedenheit und Phantasie entgegenzutreten. Ich vertrete ein Volk, welches der Ansicht ist, daß der Verlauf der Geschichte durch des Menschen Wille vorgezeichnet und entschieden, jedoch keineswegs mechanisch aufgrund gewisser Konditionierungen vorbestimmt wird.

Vor zwei Jahren wurde in diesem Saal aus gleichem Anlaß über die Probleme Europas und ihre möglichen Lösungen gesprochen. Es gab Anlaß zur Hoffnung. Trotzdem sah sich die Europäische Gemeinschaft als grundlegendster Teil des Aufbaus Europas mit wachsenden Problemen und Schwierigkeiten ohnegleichen konfrontiert, die noch nicht vollständig ausgeräumt werden konnten. Es darf nicht übersehen werden, daß sich eine gewisse Müdigkeit, Mutlosigkeit und Skepsis in unserer Gesellschaft breitgemacht haben. Trotzdem hat Europa in der Vergangenheit bewiesen, daß der Fatalismus wirksam bekämpft werden kann, wenn die Dynamik des freien Geistes auf dem Spiel steht.

Der Karlspreis, der in diesem Jahr Herrn Prof. Dr. Karl Carstens verliehen wird, stärkt die Hoffnung und den Wunsch, weiterhin um Europa zu kämpfen. Denn: Was ist Europa eigentlich? Ein rein geographischer Begriff, eine auf die Zivilisation der westlichen Welt bezogene Bezeichnung, ein Konzept des Menschen und seiner sozialen Organisation? In einer seiner zahlreichen, nachdrücklichen Reden zu diesem Thema widmete sich Herr Prof. Dr. Karl Carstens dieser Frage. Ich zitiere seine Darlegungen vor dem Parlament des Europarats im Januar 1983: "Die Gründer des Europarats mußten die Frage beantworten – Was ist Europa" Ihre Antwort verlor sich nicht im Abstrakten, sie war konkret, denn in den Mittelpunkt dieser Organisation, der ältesten und umfassendsten Europas, wurde der Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten gestellt. Damit trafen sie den Kern des europäischen Konzepts des Menschen".

Wir stellen mit Genugtuung fest, daß man bei der Errichtung des gemeinsamen europäischen Rechts schon weit fortgeschritten ist. Als König von Spanien bestätige ich den unerschütterlichen Willen meines Volkes, unsere Bemühungen und Illusionen, unsere Bereitschaft, sowohl eigene Opfer zu erbringen, als sie auch von allen andern zu verlangen, zum gemeinsamen europäischen Schicksal beizutragen. Die Geschichte lehrt uns, daß wir uns gegenseitig zur Seite stehen müssen. Aus der Interaktion zwischen den Nationen und Völkern entstand das philosophische, kulturelle, soziale und politische Lebenskonzept, welches unser Dasein über alle individuellen Verschiedenheiten und Reichtümer hinaus bestimmt. Nur mit vereinten Kräften können wir den Herausforderungen der Zukunft mit Erfolg gerecht werden.

Es ist nicht allein die politische Opportunität angesichts einer technologisch komplizierten und interdependenten Welt, sondern vor allem die historische Logik, die uns aufruft, gemeinsam die moralische Verantwortung für die Zukunft Europas zu übernehmen und uns dabei unserer Vergangenheit bewußt zu sein. Bei einer anderen Gelegenheit hörte man von Herrn Prof. Dr. Karl Carstens: "Nur wer durch das Studium der Geschichte die Irrtümer kennt, kann die Hoffnung hegen, diese zu vermeiden". Unser Philosoph, José Ortega y Gasset, drückte es folgendermaßen aus: "Das historische Wissen ist eine erstrangige Technik zur Aufrechterhaltung und Fortsetzung einer ausgereiften Zivilisation. Nicht etwa, weil es positive Lösungen für neue Lebenskonflikte bietet – das Leben ist stets anders als es war -, sondern weil es verhindert, daß die einfältigen Fehler vergangener Zeiten wiederholt werden".

Das europäische Ideal bewahrt in unseren Völkern weiterhin seine Gültigkeit. Tatkräftige, großzügige Männer sind berufen, die Aufgabe der Verwirklichung derselben fortzusetzen. Die für das, was die deutsche Sprache mit "Heimat" bezeichnet, empfundene Liebe, dieser Drang nach Sicherheit und sogar nach einem Zufluchtsort vor einer immer stärker technifizierten und anonymen Welt, widerspricht keineswegs den Bestrebungen, die Strukturen für ein multinationales Europa zu schaffen, sondern ergänzt sie. Aus den kleinen heimatlichen Schollen haben sich nach und nach die Naturgebiete des Menschen gebildet. Die regionalen Individualitäten stellen die grundlegenden Wesensarten eines jeden nationalen Vaterlandes dar. Bemühen wir uns also in diesem Sinne, die vom "Alten Europa" bereits unerbittlich gestaltete Schicksalsgemeinschaft in das gemeinsame und verjüngte Heimatland der Nationen Europas zu verwandeln.

Vielen Dank.