Der Karlspreis

Geschichte und Ursprung

Ein Preis für den europäischen Frieden – geboren aus der Geschichte Aachens

Zur Vision eines vereinten Europas

Nach den verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs war Aachen von Not und Orientierungslosigkeit geprägt. Die Stadt lag in Trümmern, ihre Bewohner waren größtenteils evakuiert, und die wenigen Zurückgebliebenen hofften auf eine bessere Zukunft. In dieser Zeit des Umbruchs gründete der Aachener Textilkaufmann Dr. Kurt Pfeiffer den Lesekreis Corona Legentium Aquensis. Dieser bot Intellektuellen, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden eine Plattform für den freien Austausch – ein dringend benötigter Neuanfang nach Jahren der geistigen Isolation.

Mit Unterstützung von namhaften Persönlichkeiten wie dem Philosophen Martin Heidegger, dem Physik-Nobelpreisträger Werner Heisenberg und dem Schriftsteller Werner Bergengruen gewann die Corona zunehmend an Bedeutung. In den Diskussionen wurde die Idee geboren, aktiv zur europäischen Einigung beizutragen, ohne die langwierigen Prozesse der Politik abzuwarten.

Am 19. Dezember 1949, kurz vor Weihnachten und dem von Papst Pius XII. ausgerufenen Heiligen Jahr, stellte Pfeiffer im Suermondt Museum seine Vision eines internationalen Aachener Europa-Preises vor. Die Idee fand großen Anklang – sowohl in der Presse als auch bei führenden Persönlichkeiten aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Wissenschaft.

Innerhalb kurzer Zeit formierte sich ein prominenter Unterstützerkreis, darunter Oberbürgermeister Dr. Albert Maas, Vertreter der RWTH Aachen und führende Wirtschaftsvertreter. Gemeinsam beschlossen sie die Gründung des Karlspreises der Stadt Aachen – benannt nach Karl dem Großen, der als Symbol für ein geeintes Europa gilt.

Am 14. März 1950 wurde die Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises gegründet. Der Preis sollte künftig herausragende Persönlichkeiten ehren, die sich für Frieden, Einheit und die Zusammenarbeit in Europa einsetzen.

Seit der ersten Verleihung 1950 ist der Karlspreis eine der wichtigsten europäischen Auszeichnungen und hat dazu beigetragen, Aachen als Symbol für ein vereintes Europa zu etablieren.

Der Zeitstrahl

1944
1944
Aachen wird im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und von Alliierten befreit
Dr. Kurt Pfeiffer gründet den Lesekreis „Corona Legentium Aquensis“
1949
1949
19. Dezember 1949
19. Dezember 1949
Pfeiffer stellt im Suermondt-Museum die Idee eines Europa-Preises vor
Proklamation des "Karlspreises der Stadt Aachen" durch 12 Gründungsmitglieder
14. März 1950
14. März 1950
Gründung der „Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises“
Ergänzung der ursprünglichen Proklamation durch eine neue Erklärung
1990
1990

Die damaligen Hauptakteure

Eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft

Inspiriert von Karl dem Großen, ehrt der Preis Persönlichkeiten, die sich für die europäische Einigung einsetzen.

Der Karlspreis der Stadt Aachen wurde auf Initiative von Dr. Kurt Pfeiffer ins Leben gerufen. Er schlug vor, die Auszeichnung nach Karl dem Großen zu benennen, um eine Verbindung zwischen der europäischen Geschichte und ihrer Zukunft zu schaffen.

Karl der Große gilt als erster Einiger Europas. Ende des 8. Jahrhunderts machte er Aachen zu seiner bevorzugten Pfalz und regierte ein Reich, das sich über weite Teile Europas erstreckte – von den romanisch-fränkischen Kerngebieten bis zu den Siedlungsräumen der Sachsen, Franken, Friesen, Thüringer, Schwaben und Bayern. Seine Herrschaft war geprägt von Reformen in Verwaltung, Justiz und Gesetzgebung. Besonders wichtig war ihm die Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kultur: Er versammelte Gelehrte aus ganz Europa an seinem Hof, um das antike Wissen zu bewahren und weiterzuentwickeln.

Obwohl sein Reich nach seinem Tod zerfiel, blieb die durch das Christentum verkörperte kulturelle Einheit bestehen. Sein Grab im Aachener Dom wurde zu einem bedeutenden Erinnerungsort für die europäische Geschichte und stärkte Aachens Rolle als Symbol eines vereinten Europas.

Doch Karl der Große war mehr als nur Namensgeber des Preises. Die Idee des christlichen Abendlandes wurde bewusst in die Gründungsproklamation aufgenommen – sowohl als Rückblick auf das Karolingische Reich mit seinen gemeinsamen Werten und Normen als auch als Leitgedanke für die politische und wirtschaftliche Einigung Europas.

Mit dem Karlspreis wollten die Stifter nicht nur auf die ungelöste Frage der europäischen Einigung hinweisen, sondern auch praktische Wege zur Umsetzung aufzeigen. Sie sahen in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit eine essenzielle Grundlage für eine stabile und friedliche Zukunft.

Bis heute ehrt der Karlspreis Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise für die Einheit Europas und die Förderung gemeinsamer Werte einsetzen.